Der Mann, den ich vor dreizehn Jahren als Flieger48 über eine Dating-Plattform kennen gelernt hatte, war ein absolutes Sahneschnittchen - so zumindest war die nahezu einhellige Meinung aller Freundinnen und Bekannten, nachdem sie ihn das erste mal gesehen und mit ihm gesprochen hatten. Ein sympathischer attraktiver Zweimetermann mit gewinnendem Lächeln und Charisma. Leitender Angestellter einer großen Versicherungsgesellschaft, Sportpilotenlizenz, Motorbootführerschein und kleine Motoryacht., und so nebenbei auch noch ehrenamtlicher Geschäftsführer einer renommierten NGO gegen Wirtschaftskriminalität. Mit dem Manfred, in den ich mich damals verliebt hatte, konnte man sich über Schachtaktik ebenso unterhalten wie über den kathegorischen Imperativ von Kant und über Derivate auf dem Kapitalmarkt. Wenn ich beim ersten Treffen in Overath jedoch gewußt hätte, dass er unter seiner Jeans einen rosa Damenschlüpfer, Strapsstrümpfe und Hüfthalter trug, wäre die Beziehung mit Sicherheit beendet gewesen bevor sie begonnen hat.
Schon nach wenigen Wochen stand fest, das ist mein Mann, bei dem bleibe ich. Manfred war damals noch verheiratet, das Scheidungsverfahren war aber bereits eingeleitet. Da ich damals ein großes Haus alleine bewohnte war bald klar, daß er zu mir zieht. Ca. eine Woche vor seinem geplaten Einzug saßen wir in meinem Wohnzimmer bei einem Glas Wein als Manfred die Bombe platzen ließ. Er outete sich als sogenannter Damenwäscheträger und zeigte mir auf seinem Laptop Bilder, in denen er in Strapsen, Büstenhalter und Unterrock posierte. Nachdem ich mich vom ersten Schock erholte hatte und langsam meine Fassung wieder erlangte, fragte ich mich natürlich ob ich mit so einem Mann zusammenleben könnte. Manfred meinte, er habe volles Verständnis, wenn ich jetzt unsere Beziehung beenden würde er wisse, dass seine Neigung für die allermeisten Frauen eine Zumutung sei. Aus diesem Grund habe er sich ja rechtzeitig, also noch bevor er mit seinen Koffern in der Tür stand, geoutet. Wir beschlossen, das Thema erst mal für 24 Stunden zu vertagen damit ich in Ruhe eine Entscheidung treffen konnte. Ich verbrachte eine schlaflose Nacht. Einen Mann in Strapsen und Nylonschlüpfern im Schlafzimmer, das war eine Vorstellung, bei der es mir kalt den Rücken runterlief und ich wußte ehrlich nicht, ob ich bei dieser Vorstellung Lachen oder Weinen sollte. Am nächsten Tag saß er dann wie ein kleiner Schulbub mit erkennbar schlechtem Gewissen und verlegenem Lächeln wieder bei mir auf der Couch. Inwieweit unser tägliches Zusammenleben durch seine Neigung beeinträchtigt würde, wollte ich von ihm wissen. Ich machte klar, seinen Fetisch fände ich absolut abtörnend aber wenn er ihn so ausleben würde, dass ich sowohl im Alltag wie insbersondere beim Sex nicht mit seinem Dessous konfrontiert würde, dann könnten wir es ja mal miteinander versuchen. Eine Woche später war der Umzug abgeschlossen. Der Großteil des Umzugsgutes bestand aus hunderten von Büchern und den dazu gehörenden Regalwänden sowie einem riesigen schwarzen Schreibtisch.
Die ersten Jahre waren richtig schön. Manfred baute schon bald nach seinem Einzug einen Pool im Garten. Nur 6,0 x 2.5 x 1,40 Meter aber richtig stabil aus Mauersteinen hochgezogen. Als nächstes kam ein Whirlpool auf die Terasse. Wir reisten viel um die Welt. Rom, Venedig, New York, Paris, Athen, London, Las Vegas. Kreuzfahrten nach Norwegen, Ägypten, Budapest - die Welt war unser. Weniger toll entwickelte sich aber unser Sexleben. Manfred hatte schon bald gravierende Erektionsprobleme und wir schliefen bereits im dritten Jahr unseres Zusammenlebens vielleicht alle sechs bis acht Wochen mal miteinander. Schlimmer noch als seine Erektionsprobleme war jedoch, dass sein Wäschefetisch immer mehr unser Liebesleben beeinflußte. Nähere Details erspare ich mir an dieser Stelle. Auf der Startseite habe ich ja beschrieben, wie es letztlich endete.